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Aktuelle Transformationen

Der Wandel ist die einzige Konstante – so unumwunden und präzise brachte es schon Heraklit auf den Punkt. Eine Weisheit, die auch für die teilnehmenden CEOs spürbar ist: 5 von 6 der befragten Unternehmen befinden sich aktuell in einem Transformationsprozess. Bei nahezu der Hälfte der befragten Unternehmen ist sogar die Mehrzahl der Belegschaft (> 60 Prozent) vom Prozess betroffen. Lediglich 17 CEOs vermelden derzeit keine Transformation. Das sind bemerkenswerte Zahlen, wenn man bedenkt, dass wir Menschen im Alltag häufig der Illusion aufsitzen, dass es so etwas wie einen beständigen Status Quo oder zumindest eine gewisse Konstanz gibt. Die Tatsache, dass sich 84 Prozent der Stichprobe im Umbruch befindet, zeigt, dass ein intelligenter Umgang mit Unsicherheit und Wandel eine essenzielle Kompetenz zum erfolgreichen Manövrieren moderner Unternehmen durch eine VUCA-Welt ist.

Nach ihrer Einschätzung zur aktuellen Marktlage, der Konkurrenz oder Themen wie der Globalisierung gefragt, geben trotz der hohen Transformationsrate interessanterweise rund zwei Drittel der CEOs an, dass die Situation des eigenen Unternehmens eher stabil oder sogar sehr stabil sei. Es ließe sich vermuten, dass in stabilen Betrieben die Notwendigkeit von kostenintensiven wie auch kulturell anspruchsvollen Change-Prozessen eher gering ist. Dennoch investiert die große Mehrzahl derjenigen CEOs, denen sowohl das wirtschaftliche Umfeld als auch die Unternehmenslage zurzeit wenig besorgniserregend erscheint, durchaus in interne Transformationsprozesse (75 %). Dabei geben sogar 24 Vorstandsvorsitzende an, dass in ihren Unternehmen unter stabilen Bedingungen aktuell über 60 Prozent der Belegschaft in die Transformation involviert sind. Ob die zuversichtliche Einschätzung der Wirtschaftslage eine Folge des proaktiven Anpackens der Zukunft ist, lässt sich aus den erhobenen Daten nicht ableiten. Evident ist in jedem Fall, dass diese umfassenden Transformationsprojekte weniger aufgrund von erlebtem Druck von außen (push) initiiert wurden, sondern eher auf Weitblick sowie einem proaktiven Gestaltungswillen (pull) basieren. Diese CEOs scheinen in ihrer Unternehmensführung der VUCA-Welt eigenverantwortlich die Stirn zu bieten und den Anspruch zu verfolgen, externen Herausforderungen durch die aktive Gestaltung ihrer Unternehmensprozesse und -kultur einen Schritt voraus zu sein.

Auf der anderen Seite des Spektrums bewerten 38 CEOs die aktuelle Situation des eigenen Unternehmens in der Wirtschaftslandschaft als eher turbulent oder sogar sehr turbulent. Der daraus vermutlich entstehende Druck zur Transformation spiegelt sich entsprechend in der Anzahl transformationsbetroffener Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens: Bei 24 CEOs sind über 60 Prozent der Mannschaft eingebunden, bei weiteren 8 mehr als 30 Prozent. Trotz wahrgenommener Turbulenzen berichten 5 CEOs von einem lediglich kleineren Prozess (weniger als 30 Prozent der Mitarbeitenden betroffen) und 1 Unternehmen sogar von gar keinem. Gerade in diesen stürmischen Zeiten obliegt CEOs laut Olivier Willi, Owner/CEO Visionary AG, eine entscheidende Aufgabe:

Man muss als Chef Sicherheit geben in einer Zeit, in der man selbst auch unsicher ist.

Olivier Willi
Owner/CEO Visionary AG

Beweggründe zur aktuellen Transformation

Die qualitativen Aussagen aus den Online-Befragungen sowie die Ausführungen der CEOs in den persönlichen Interviews, weisen darauf hin, dass die Motive für Transformationen vielfältiger Natur sind:

Von Kostendruck über die Notwendigkeit einer stärkeren Kundenorientierung und der Unerlässlichkeit von Omnichannel als modernem Geschäftsmodell, werden diverse Zug- und Druckkräfte genannt. Wie bereits in den CEO-Studien der Vorjahre stechen die folgenden zwei Aspekte als Hauptmotive besonders hervor:

  1. Anpassungen an Veränderungen bei Kundenbedürfnissen und im Wettbewerb
  2. Organisationale Neustrukturierungen und Prozessoptimierungen aufgrund der Digitalisierung

Dieses Bild verdichtet sich in den vertiefenden Gesprächen mit 15 CEOs aus den unterschiedlichsten Branchen: Gestiegene Kundenerwartungen und die Erfordernisse der Digitalisierung (neue Technologien und Prozesse) sind die weitaus häufigsten Treiber zur Transformation. Aber auch der kulturelle Wandel in der Arbeitswelt bzw. kulturelle Aspekte im Zuge von Veränderungen, Eigentümer-Wechsel, die Rückbesinnung auf oder Neuausrichtung der eigenen Unternehmensidentität wie die Aufrechterhaltung des Teamspirits unter hoher Arbeitslast werden als Anstöße für interne Change-Prozesse genannt.

Bemerkenswerte finanzielle und zeitliche Ressourcen

In der Retrospektive über die vergangenen 10 Jahre ist hinsichtlich der finanziellen und zeitlichen Investitionen ein deutlicher Trend sichtbar: Auch wenn die Gesamtzahl der Unternehmen in aktuellen Transformationsprozessen in diesem Jahr erstmals leicht rückläufig ist, so steigt die Anzahl der umfassenden Prozesse in denen mehr als 60 Prozent der Belegschaft involviert sind mit jedem Jahr (siehe auch Artikel "Langzeitbetrachtungen").

Die Zukunft ist agil, erfordert immer häufiger den umfassenden Einbezug vieler Personen und entsprechend hoch ist auch die Priorisierung in den Kalendern der obersten Führungsriege: Beanspruchte "change the business" vor einem Jahrzehnt noch 20 Prozent der kostbaren Zeit eines CEOs, sind es heute bereits 29 Prozent. Kulturwandel ist Chefsache, Tendenz steigend. Über die Hälfte der befragten CEOs hat im Jahr 2019 mindestens ein Viertel der eigenen Zeit – häufig sehr viel mehr – für Transformationsprojekte eingesetzt. Auch der Verwaltungsrat und die Mitglieder der Geschäftsführung sind zeitlich nicht minder eingebunden. Parallel zu diesem Zuwachs an zeitlichen Ressourcen lässt sich eine ähnliche, leichte finanzielle Investitionssteigerung verzeichnen: Durchschnittlich 25 Prozent des Unternehmensgewinnes investierten die CEOs aktuell in Transformationen – in den vorangegangen fünf Befragungen waren es im Durchschnitt 20 Prozent.