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Erfolgsfaktoren in Transformationen

In Zeiten der Transformation sieht die Unternehmensleitung sich selbst in der Verantwortung, die organisationale Kultur und das Mindset in der Organisation aktiv zu gestalten, das passende Führungsteam auszuwählen und die Kommunikation nach innen zu gewährleisten. Eine gute Führungsmannschaft und Mitarbeitende, die dazu bereit sind, Veränderung mitzutragen, sind für viele der Schlüssel zum Erfolg. 
Als entscheidende Kompetenzen eines erfolgreichen CEOs in Zeiten der Transformation werden entsprechend Führungskompetenz, Überzeugungskraft und Integrität genannt. 84 Prozent der Befragten geben an, die eigene Führungsmannschaft mit Blick auf diese Transformationskompetenzen durch spezifische Maßnahmen zu fördern oder zu unterstützen.

Was sind die ausschlaggebenden Erfolgsfaktoren für das Gelingen einer Transformation? Die Antworten der interviewten CEOs sind unterschiedlich in der Beschreibung, jedoch erstaunlich einheitlich, was die übergeordneten, immer wiederkehrenden Themen betrifft. 
Nahezu alle Antworten lassen sich den zwei Kategorien "Menschen" und "Kultur" zuordnen. Daniel H. Schmutz, CEO der Helsana-Gruppe, bringt es auf den Punkt:

Bei Transformationen geht es immer um den Menschen.

Daniel H. Schmutz
CEO der Helsana-Gruppe

Mit Blick auf die Personen sprechen die CEOs zum einen von einer erfolgreichen Führungsmannschaft und zum anderen von engagierten und guten Mitarbeitenden. Die erfolgreiche Veränderungskultur werde sichtbar durch einen klaren Fokus auf das Ziel der Veränderung, eine starke Gewinnermentalität und Ausdauer sowie eine offene Kommunikations- und Fehlerkultur.

Auch die Ergebnisse der quantitativen Befragung gehen in eine ähnliche Richtung. Gefragt nach den entscheidenden Aufgaben des CEOs, um eine erfolgreiche Transformation zu gewährleisten, werden mit den TOP 3-Antworten

  • "Gestaltung der Unternehmenskultur/Mindset",
  • "Personalauswahl des Führungsteams" und
  • "Kommunikation nach innen"

Aspekte genannt, welche die psychologische Seite des Veränderungsprozesses ansprechen. Gefolgt von der Definition der Strategie und der Vision/Mission, welche auch sachlogische Aspekte der Veränderung als wichtige Erfolgsgaranten aufgreifen.

Zur Auswahl standen auf einer fünfstufigen Bewertungsskala folgende CEO-Aufgaben:

  • Definition von Vision/Mission Statement
  • Definition der Strategie
  • Gestaltung der Unternehmenskultur/Denkhaltung (Mindset)
  • Gestaltung von Anreizsystemen
  • Personalauswahl des Führungsteams
  • Kommunikation nach innen
  • Kommunikation nach außen
  • Kultivieren strategischer Beziehungen (Kunden, Fusionen, Anbieter)
  • Budget, Kostenmanagement und Controlling
  • Risikomanagement
  • Andere

Die klare Strategie, der Fokus auf den Kundennutzen sowie der Blick für das wirtschaftlich Machbare werden auch in den Interviews als Erfolgsfaktoren genannt, jedoch deutlich seltener im Vergleich zu den zuvor beschriebenen psychologischen Aspekten einer starken Führungsmannschaft und motivierten Mitarbeitenden.

Peggy Johnson, Executive Vice President für Business Development bei Microsoft, brachte es einmal so auf den Punkt: "When a culture is broken, the cracks show – moral is weakened, but so is profit and performance. That´s why culture has to be at the core of any business." und Bill Aulet, Managing Director des Martin Trust Center for MIT Entrepreneurship am MIT, erweiterte in Zeiten der Digitalisierung das bekannte Zitat von Peter Drucker "Culture eats strategy for breakfast" um den Zusatz "… and technology for lunch". Nicht nur die von uns befragten CEOs scheinen sich also einig, dass das entscheidende Element einer erfolgreichen Transformation in der Unternehmenskultur begründet liegt. Wenn haltgebende Strukturen sich verändern, bisherige Gewohnheiten und Vorgänge nicht mehr erfolgreich eingesetzt werden können und bekannte Prozesse wegbrechen sowie anschließend neu entwickelt werden müssen, braucht es eine klare Orientierung durch die Führungskräfte und Vertrauen in die Menschen und die Kultur, in welcher die Veränderung gemeinsam bestritten wird.

Führungskompetenzen & Unternehmenskultur

Was macht ein gutes Führungsteam aus und wie gelingt die Gestaltung einer transformationsfreundlichen Unternehmenskultur? Die Befragten CEOs bewerten die "Führungskompetenz" des CEOs, gefolgt von dessen "Überzeugungskraft", "Integrität", "Unternehmerischer Kompetenz" sowie "Ausdauer und Beharrlichkeit" als die erfolgskritischen individuellen Führungskompetenzen.

Ein Blick in die Interviewergebnisse ermöglicht ein präziseres Verständnis dessen, was genau die Befragten unter einer hohen "Führungskompetenz" und damit einer guten Führungskraft bzw. -mannschaft in Veränderungszeiten verstehen:

Entsprechend der Befragungsergebnisse vertritt ein solches Führungsteam geschlossen eine gemeinsame Philosophie und hält zusammen. Mitarbeitende werden durch ihre Führungskräfte mitgenommen, indem diese klar und einheitlich kommuniziert, die Veränderung vorlebt und vom gemeinsamen Ziel überzeugt. Jacques Sanche, CEO der Bucher Industries AG, bringt es auf den Punkt:

Transformation entsteht im Dialog

Jacques Sanche
CEO der Bucher Industries AG

Nur im permanenten Austausch kann ein gemeinschaftliches transformatives Wirken aller entstehen. Dabei bilden in der vielschichtigen Umsetzung neben den Führungskräften die Mitarbeitenden einen entscheidenden und in den Interviews immer wieder angesprochenen Erfolgsfaktor. Nur motivierte Mitarbeitende, die bereit sind, Veränderung mit voranzutreiben, sich zu dieser zu committen und sich selbst aus der Komfortzone zu bewegen, ermöglichen schlussendlich auch die erfolgreiche Umsetzung dessen, was durch die Führungsebene angestoßen wurde.

Die von den befragten CEOs als erfolgsrelevant definierten Eigenschaften von Führungskräften, finden sich dabei ganz vergleichbar bei den bereits von Aristoteles in seinem Werk "Rhetorik" beschriebenen und in gängigen modernen Führungstheorien auftauchenden Überzeugungsmitteln (Antonakis & Day, 2017):

  • Den Charakter/die Glaubwürdigkeit des Redners (Ethos),
  • die Emotionen (Pathos) und
  • das Argument (Logos) (Krapinger, 1999).

Die einheitliche Kommunikation und das gemeinsame Auftreten und Vorleben der Transformation transportiert eine starke Glaubwürdigkeit, schafft gleichzeitig Vertrauen und bietet Sicherheit und Halt – insbesondere angesichts der anstehenden und laufenden Veränderungen und des ungewissen Ausgangs. Die Darstellung des gemeinsamen Ziels und der damit einhergehenden Möglichkeiten und Entwicklungschancen sowie die generelle Einbeziehung in den Veränderungsprozess emotionalisieren und verdeutlichen den Sinn hinter der Transformation. Eine gute Informationsweitergabe und klare Kommunikation sprechen zudem das Bedürfnis nach rationalen Argumenten an. Dies hat auch Marianne Wildi, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Hypothekarbank Lenzburg, für sich verstanden und umgesetzt:

Es ist wichtig, dass die Denk- und Handlungsweisen so selbstverständlich und nachvollziehbar für Alle werden, dass es am Schluss keine CEO-Kommunikation mehr braucht.

Marianne Wildi
Vorsitzende der Geschäftsleitung der Hypothekarbank Lenzburg

Neben rationalen Argumenten und äußeren Anreizen, wird für die Beteiligten über die emotionalisierende und sinnstiftende Vision die Bedeutsamkeit der eigenen Arbeit hervorgehoben. Gelingt es Führungskräften, die Sinnhaftigkeit der gewünschten Veränderung zu vermitteln und eine Identifikation der Mitarbeitenden mit den anzustrebenden Zielen zu erreichen, so steigt nachweislich die Motivation und die Bereitschaft, bestehende Verhaltensmuster zu erweitern und Energie in die Transformation zu investieren (Bono & Judge, 2003). Um die Führungsteams für diese Aufgaben zu wappnen und ihr Repertoire zu stärken, brauchen diese entsprechende Zeit zur Reflexion und zum Training. Entsprechend investieren die CEOs auch in die Ausbildung ihrer Führungskräfte: 84 Prozent der Befragten geben an, dass die eigene Führungsmannschaft im Rahmen von Transformationen unterstützt oder gefördert wird. Individuelle Coachings, interne Trainingsprogramme und spezifische einmalige Trainings sind dabei die am häufigsten zum Einsatz kommenden Unterstützungsmaßnahmen.